Der Hype um ESG schien in den vergangenen Monaten einen kräftigen Dämpfer erhalten zu haben. Gerade in den USA wurde das Thema sehr zurückhaltend behandelt.
Doch nun erlebten nachhaltige Fonds laut Morningstar im zweiten Quartal 2024 einen deutlichen Zufluss an Neugeld. Nach Abflüssen von 2,9 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal, zogen u.a. nachhaltige aktive Fonds und ETFs im zweiten Quartal Nettomittelzuflüsse von 4,3 Milliarden US-Dollar an.
Europa an der Spitze der Zuflüsse in ESG-Fonds
Besonders in Europa war der Zufluss stark: Im ersten Quartal wurden 8,4 Milliarden US-Dollar und im zweiten Quartal 11,8 Milliarden US-Dollar in ESG-Fonds investiert. Dies steht im Gegensatz zu den USA, wo im zweiten Quartal 4,7 Milliarden US-Dollar und im ersten Quartal sogar 8,8 Milliarden US-Dollar abgezogen wurden. Japan verzeichnete ebenfalls Abflüsse, während der Rest Asiens Zuflüsse sah. Insgesamt stieg das Vermögen nachhaltiger Fonds weltweit bis Ende Juni 2024 auf drei Billionen US-Dollar, was hauptsächlich den steigenden Aktienkursen zuzuschreiben ist.
Zu- bzw. Abflüsse in ESG-Fonds
Jedoch: Fondsriesen fahren Neuauflagen von ESG-Fonds zurück
Trotz der jüngsten Zuflüsse haben große Fondsanbieter die Einführung neuer ESG-Fonds erheblich reduziert. Blackrock, DWS, Invesco und UBS gehörten zu denen, die die Zahl neuer ESG-Fonds reduziert haben. Bis Ende Mai 2024 wurden weltweit etwas mehr als 100 neue ESG-Fonds aufgelegt, was weit unter dem Niveau der Vorjahre liegt. 2023 wurden noch 566 und 2022 sogar 993 ESG-Fonds eingeführt. Im Mai 2024 wurden nur 16 neue Fonds aufgelegt, die niedrigste monatliche Zahl seit Anfang 2020.
Entwicklung der weltweiten Neuauflage von ESG-Fonds
Im Gegensatz dazu haben konventionelle Fonds eine hohe Zahl an Neugründungen. Bis Ende Mai 2024 wurden 2.576 neue konventionelle Fonds aufgelegt, was etwa 40 Prozent der Gesamtzahl für 2023 entspricht. Diese Fonds zogen bis Ende Mai 158 Milliarden US-Dollar an, im Vergleich zu 183 Milliarden US-Dollar im gesamten Vorjahr. Neu aufgelegte nachhaltige Fonds brachten dagegen nur 6,8 Milliarden US-Dollar ein, verglichen mit 37,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023.
Fondsanbieter sehen die Reduzierung neuer ESG-Fonds als Zeichen für die Reifung des Marktes. Nach mehreren Jahren des Aufbaus gibt es weniger Lücken im Angebot, erklärt Christoph Zschätzsch von der DWS. Diese Entwicklung wird als Normalisierung betrachtet.
Bedeutung für Investor Targeting & ESG
Auch wenn die Entwicklung der nachhaltigen Aktienfonds insg. einen Dämpfer erhalten hat und der Markt sich bereinigt, so stellen nachhaltige Aktienfonds dennoch einen wichtigen Baustein beim Investor Targeting dar. Es lohnt sich im Rahmen eines Investor Targetings von ESG-Investoren die relevante ESG-Fonds zu identifizieren, Schwerpunkte der Fonds zu analysieren und die Informationsbedürfnisse der ESG-Fondsmanager zu erarbeiten und die Fondsmanager gezielt anzusprechen. Bspw. im Rahmen einer ESG-Roadshow oder spezifischen ESG-Konferenzen.