Starke Dominanz von kleinen Auslands-Aktien an der Börse Frankfurt

Starke Dominanz von kleinen Auslands-Aktien an der Börse Frankfurt

 

Unternehmen aus den USA, Kanada, Großbritannien und Australien dominieren den Markt

Auslandsaktien liegen an der Börse Frankfurt im Trend. Schaut man sich die Zahlen der in Frankfurt gehandelten Werte an, so ist das schon erstaunlich: Über 13.000 Unternehmen aus dem Ausland sind in Frankfurt handelbar. Demgegenüber stehen gerade einmal knapp 700 deutsche Unternehmen, die an der Börse Frankfurt gehandelt werden können.

 

 

Woher kommen die ausländischen Unternehmen, die offensichtlich den Handel an der Börse Frankfurt so deutlich dominieren? Firmen aus den USA liegen mit ca. 3.200 Unternehmen klar vorn, gefolgt von Kanada mit knapp 2.000 Unternehmen. Es folgen Großbritannien (über 1.000 Unternehmen), Japan (720 Unternehmen) und Australien (669 Unternehmen).

Das heißt: Derzeit können im Vergleich zu deutschen Unternehmen fast 5x so viele Unternehmen aus den USA und fast 3x so viele kanadische Aktien an der Börse Frankfurt gehandelt werden. Und die Zahlen sagen auch: Es sind mehr Aktien von Unternehmen aus Großbritannien und Japan handelbar als deutsche Unternehmen. Unternehmen aus Australien – ein Kontinent, der so unglaublich weit entfernt von Deutschland ist – liegt hinsichtlich der handelbaren Unternehmen fast gleichauf.

Dominanz der kleinen Unternehmen

Alles Large- & Giant-Caps? Nein, ganz und gar nicht. Die Größe[1] der in Deutschland gehandelten ausländischen Unternehmen variiert mit einer deutlichen Tendenz zu kleinen Unternehmen: Bei den amerikanischen Unternehmen sind 29% der Unternehmen Small Caps, knapp 16% MicroCaps und immerhin 3% NanoCaps. Fast die Hälfte der amerikanischen Unternehmen, die in Deutschland gehandelt werden, weisen somit eine MK von unter 1 Mrd. € auf.

Bei den kanadischen Unternehmen weisen die Zahlen eine noch viel eindeutigere Tendenz in Richtung Kleinunternehmen: Ca. 17% SmallCaps, 32% MicroCaps und fast 41% NanoCaps. Das heißt: die Marktkapitalisierung von fast 90% der kanadischen Werte, die in Deutschland gehandelt werden, liegt unter 1 Mrd. €.

Und die australischen Unternehmen? Ein ähnliches Bild wie bei den kanadischen Unternehmen: 28% SmallCaps, 36% MicroCaps und 17% NanoCaps. 80% der in Deutschland gehandelten australischen Unternehmen weisen eine Marktkapitalisierung von unter 1 Mrd. € auf.

 

Das Interesse deutscher Privatanleger an ausländischen Werten?

Handelbar an der Börse Frankfurt zu sein ist das eine. Doch wie sieht es mit dem Interesse der Privatinvestoren an diesen ausländischen Werten aus? In vielen Internet-Foren diskutieren deutsche Anlegerinnen und Anleger sehr aktiv und intensiv über die Unternehmen aus den USA, Kanada, Großbritannien oder auch Australien. Ein interessantes Detail: Obwohl sehr viel mehr kanadische Werte an der Börse Frankfurt handelbar ist, werden aktuell deutlich mehr australische Werte diskutiert – nach den US-amerikanischen Werten natürlich.

 

Welche Branche sind derzeit bevorzugt?

Ein Blick in die deutschen Diskussionsforen zeigt: Biotech, Rohstoffwerte und grüne Aktien liegen im Trend. Und da wundert es auch nicht, dass viele deutsche Aktionäre an ausländischen Werten interessiert sind. Denn: An deutschen Börsen sind nur 13 deutsche Biotech-Unternehmen gelistet, aber 311 US-Unternehmen, 67 kanadische und 30 australische Biotech-Unternehmen. Ebenfalls eine deutliche Diskrepanz bei den Rohstoffwerten: 120 Rohstoff-Unternehmen aus Australien und mehrere Hundert Rohstoffunternehmen aus Kanada werden an den deutschen Börsen gehandelt. Und die Anzahl deutscher Unternehmen? Weniger als 10 Unternehmen. Wollen also deutsche Investoren in angesagte Branchen investieren, kommen sie um ein Investment an ausländischen Unternehmen kaum herum.

 

Und das Handelsvolumen ausländischer Werte?

Ausländische Unternehmen weisen durchaus stattliche Handelsvolumina auf. Tesla bspw. kommt auf ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen an deutschen Börsen von 56 Mio. €. Aber auch die ausländischen Small-Caps weisen teils beeindruckende Zahlen auf: So beträgt der durchschnittliche tägliche Handel an deutschen Börsen bei der US-amerikanischen Small-Cap ‚Bed Bath & Beyond‘ 5,1 Mio. €, das britische Small-Cap ‚ITM Power‘ kommt auf ein tägliches Handelsvolumen an deutschen Börsen von 2,5 Mio. €, die kanadische ‚Standard Lithium‘ – ebenfalls ein Small-Cap – erreicht ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von knapp 2 Mio. €.[2] Innocan Pharma – ein kanadisches MicroCap-Unternehmen – realisiert etwa 200.000 € Handelsvolumen pro Tag in Deutschland. Zum Vergleich: An der Heimatbörse ‚Canadian Securities Exchange‘, Toronto, sind es gerade einmal 15.700 CA$ pro Tag.

Aber selbstverständlich gibt es auch die ausländischen Werte, die kein oder kaum Handelsvolumen in Deutschland aufweisen. Gerade bei den kleinen Werten kann davon ausgegangen werden, dass das Handelsvolumen viel mit dem Engagement der Unternehmen an den deutschen Kapitalmärkten zusammenhängt, die Unternehmen bei den Investoren bekannt zu machen.

 

[1] Datum der Datenerhebung 02.10.2022. Die Definition der Unternehmensgrößen sind wie folgt: SmallCaps: Marktkapitalisierung von unter 1 Mrd. € bis 100 Mio. €, MicroCaps: Marktkapitalisierung von unter 100 Mio. € bis 10 Mio. €, NanoCaps: Marktkapitalisierung von unter 10 Mio. €.

[2] Für alle erwähnten Unternehmen gilt: Stand: 01.10.2022, 30-Tagesdurchschnitt, Summe über alle Börsen und Handelsplattformen in Deutschland.