Anti-ESG-Stimmung – sind Unternehmen nicht auf die ESG-Verordnung der EU vorbereitet?

Anti-ESG-Stimmung – sind Unternehmen nicht auf die ESG-Verordnung der EU vorbereitet?

 

Mittlerweile ist man sich in Politik und Wirtschaft einig: Es braucht eine grüne und nachhaltige Wende, die in allen Bereichen vorangetrieben und so gut wie möglich durch politische Initiativen unterstützt werden muss. Auch, dass sie Regeln und ambitionierte Ziele braucht, ist Konsens geworden.

 

 

 

 

Im Zuge dessen sollen in der Europäischen Union (EU) am 1. Januar 2024 durch eine ESG-Verordnung neue Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) in Kraft treten. Diese sollen Informationen liefern, die Anlegerinnen und Anlegern dabei helfen, die Nachhaltigkeitsauswirkungen von Unternehmen zu verstehen. Es müssen beispielsweise genau Angaben zu der Belegschaft, den Arbeitnehmern in der Wertschöpfungskette, Effekten auf betroffene Gemeinden und Verbrauchern gemacht werden.

Unternehmen brauchen daher weitreichende Übergangspläne rund um die Berichterstattung. Doch eine Studie legt nun nahe, dass es diese bei den meisten Firmen gar nicht gibt.

Studie zu Net-Zero-Zielen: Nur drei von 300 Unternehmen haben einen soliden Plan

Eine Studie von der Position Green Group kommt zum Schluss, dass die Mehrheit der Klimaziele auf unternehmerischer Seite nicht von glaubwürdigen und ausreichenden Übergangsplänen begleitet wird. Demnach gebe es „erhebliche Herausforderungen“, welche „bei der Umsetzung zu bewältigen sind“. Im Rahmen der Studie wurden die 300 größten Unternehmen aus Norwegen, Schweden und Dänemark untersucht. Dabei handelt es sich um eine Region, die in der Regel durch fortschrittliche ESG-Standards und -Berichten auffällt.

Die Autoren geben an, dass 62% der Unternehmen Net-Zero-Ziele bis 2050 verfolgen. Allerdings sollen nur 41% der Firmen über einen glaubwürdigen Übergangsplan verfügen. Es sollen sogar nur drei der 300 Unternehmen über einen soliden Plan verfügen. Dabei handelt es sich um den schwedischen Bauriesen Skanska, das dänische Gebäudetechnikunternehmen FLSmidth und den dänischen Windkraftanlagenhersteller Vestas.

Auf der anderen Seite stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass die Gehälter und Bonuszahlungen der Führungskräfte zunehmend an ESG-Ziele geknüpft sind. Das sei bei 34% der untersuchten Unternehmen der Fall. In der Studie aus dem Vorjahr lag die Zahl noch bei 25%.

Die Kluft zwischen den Berichten und den Anforderungen ist groß

Aus den Angaben der 300 Unternehmen schlussfolgern die Studienautoren von Position Green, dass die Kluft zwischen den aktuellen Berichten und Plänen und den Anforderungen, welche im Januar 2024 in Kraft treten sollen, groß ist. Demnach berichten die Firmen nur über rund 54% der wichtigsten ESRS-Angaben.

Die Lage könnte sogar noch prekärer sein, wie es in der Studie der Fall ist. Schließlich handelt es sich bei den Ländern, in welcher sich die begutachteten Unternehmen befinden, um eine der Vorzeigeregionen, um Vorzeige-Regionen bei der ESG-Berichterstattung. Die Sorge vor einer Nichteinhaltung der neuen Standards wird dadurch verstärkt, dass 10.000 Unternehmen mit großer Präsenz in der EU einen Sitz außerhalb der Europäischen Union haben. Mehr als 3.000 von diesen befinden sich in den USA, rund 1.000 in Großbritannien.