Investor Relations Officer von SmallCaps: Alleskönner gefragt

Investor Relations Officer von SmallCaps: Alleskönner gefragt

 

Für Small und Micro Caps wird die IR-Arbeit durch immer neue Tätigkeitsfelder immer umfassender und komplexer. Besonders groß sind dabei die Ressourcen, die in die Nachhaltigkeitsberichterstattung und in andere ESG-relevante Aufgabenfelder investiert werden. Zugleich haben bei der Ansprache von Investoren sowohl virtuelle Events wie auch Soziale Medien an Bedeutung gewonnen. Zu diesen Ergebnissen gelangt die im Sommer 2023 von der Dr. Reuter Investor Relations durchgeführte Umfrage unter den IR-Verantwortlichen von Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen im deutschsprachigen Raum.

 

Untersucht wurden dabei die Aussagen von Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen 20 und 500 Mio. Euro. Die im Zuge der EU-Taxonomie steigenden Anforderungen an Informationen und Pflichtberichterstattungen zu Nachhaltigkeitsthemen absorbieren nach Aussage aller Befragten einen kontinuierlich wachsenden Teil der Tätigkeit. Im Vergleich zu Mid Caps und Large Caps, die über eigene ESG-Abteilungen verfügen, ist bei kleineren Unternehmen der gesamte Themenkomplex ESG im Ressort Investor Relations angesiedelt. Die Website ist das wichtigste Medium für aktuelle Informationen rund um alle ESG-Aktivitäten.

 

Eine weitere zentrale Fragestellung war, welche Kommunikationskanäle und Instrumente der PR-Arbeit für die Ansprache der einzelnen Investorengruppen priorisiert werden. Als am meisten verwendete Informationsquellen wurden die eigene Website, klassische Mailing-Aktionen sowie Social Media genannt. Für die Mehrheit der befragten Unternehmen haben vor allem die Social-Media-Kanäle Youtube und LinkedIn an Bedeutung gewonnen, um Privatanleger, Family Offices oder High Networth Individuals über Produkte, Events und aktuelle firmeninterne Entwicklungen zu informieren.

 

Eine weitere Herausforderung für die IR-Arbeit der befragten Small und MicroCaps ist das erschwerte Investor Targeting für mehr Analystencoverage. Aufgrund der in den vergangenen Jahren reduzierten personellen Ressourcen seitens der Fondsgesellschaft verschwinden Small und Micro Caps noch schneller aus dem Blickfeld von potenziellen Investoren. Allerdings habe sich im Zuge der Coronapandemie eine Alternative zu persönlichen Meetings etabliert, die immer häufiger aufgegriffen wird: Virtuelle Roadshows und Investorenmeetings lassen sich mit weniger Zeitaufwand als erste Kontaktaufnahme mit Analysten und Investoren organisieren. Darüber hinaus äußerten die Vertreter von einzelnen Unternehmen mit einem Börsenwert von mehr als 200 Mio. Euro die Bereitschaft, für die Kapitalmarktkommunikation mehr als in der Vergangenheit mit externen IR-Experten zu kooperieren.

 

Neben diesen neuen Erkenntnissen bestätigen die Ergebnisse dieser Umfrage die Einschätzungen aus einer ersten Befragung von 28 Unternehmen im Sommer 2021. Demnach absorbiert das „Daily Business“ mit seinen vielfältigen Tätigkeitsfeldern nahezu alle personellen und finanziellen Ressourcen. Die Folge: IR-Verantwortliche haben viel zu wenig Spielraum, um neben der Pflicht auch die Kür umzusetzen, also die eigene IR mit eigenen Initiativen aktiv zu gestalten.

 

In der Regel sind eine oder zwei Personen, wenigen in Einzelfällen auch drei Personen für IR und Corporate Communications zuständig. Generell gilt: je kleiner die Firma, desto breiter gefasster sind die Aufgabenbereiche. Rund 60% der befragten Unternehmen sind „One Woman“ oder „One Man“ Shows. In zwei Unternehmen existierte kein eigener IRO. Hier wird die IR wird vom CFO und dem CEO oder auch ausschließlich nebenher vom CEO durchgeführt.

 

90% der IR-Beschäftigten sind auch für andere Themen verantwortlich. Für die Hälfte aller IROs entfällt auch die Öffentlichkeitsarbeit in den Tätigkeitsbereich. Bei fast der Hälfte der befragten Firmen sind neben der internen Kommunikation auch Investor Targeting, Risikomanagement und Branding im Zuständigkeitsbereich der IR-Abteilung angesiedelt. PR/Repräsentation und Marketing sind weitere Bereiche, die etwa 20% der IR-Verantwortlichen zusätzlich übernehmen müssen. In Einzelfällen ist das IR auch für Treasury/Finanzen und Controlling sowie Compliance und M&A zuständig.

 

Angesichts der weiter steigenden Aufgabenbereiche stellt sich die Frage, wie Small und Micro Caps in Zukunft alle Anforderungen stemmen können, die sich immer mehr den IR-Regularien von Mid Caps und großen Konzernen angleichen. Das gilt vor allem für die Nachhaltigkeitsthemen. Dazu kommt das Investor Targeting, die Königsdisziplin der IR-Arbeit. Hier geht es darum, mit der Equity Story Interesse am Finanzmarkt zu generieren, um die eigene Aktionärsbasis zu verbreitern. Aber gerade kleine Unternehmen haben bei all den zusätzlichen Aufgaben kaum die Zeit, neue Investoren für sich zu gewinnen. Hier kann externe Unterstützung der Schlüssel zum Erfolg sein.