Mehr Geld für IR-Outsourcing

Mehr Geld für IR-Outsourcing

 

Eine wachsende Zahl von Unternehmen stockt in ihren IR-Budgets die Ausgaben für externe Dienstleister auf. Zu diesem Ergebnis kommt der Global Practice Report 2023 des IR Magazine, für den 340 Verantwortliche aus IR-Abteilungen von Unternehmen weltweit befragt wurden. Demnach entfallen 34% der jährlichen Budgets auf externe Agenturen und Spezialisten. Ein Jahr zuvor lag der Durchschnittswert noch bei 28%.

 

 

 

Von insgesamt 13 verschiedenen Arbeitsbereichen kristallisieren sich dabei sechs Felder als Schwerpunkte heraus. 77% aller befragten Firmen betreiben Outsourcing für die Shareholder Registration, gefolgt von Shareholder Identifikation (64%), Design für Geschäftsberichte (58%), Kontakte mit Stimmrechtsvertretern (51%), Management der IR Website (49%) und Perception Studies (47%). Auffallend dabei ist, dass sich bei diesen Top 6 keine Veränderungen ergaben, seit diese Studie 2018 erstmals durchgeführt wurde.

 

Zu beobachten ist über den Zeitraum der letzten fünf Jahre auch, dass der Anteil der Firmen, die das Organisieren von Roadshows, Meetings und Events externen Spezialisten überlassen, von 28% auf 22% gesunken ist. Dieselbe negative Tendenz, und zwar von 27% auf 24%, ist beim Investor Targeting festzustellen. Dagegen beziehen nur 3% der befragten Firmen externe Berater in die IR-Strategie ein. Auch der gesamte Komplex der Corporate Communications wird bevorzugt firmenintern gemanagt: Ganze 15% der befragten IR-Vertreter beziehen hier externe Kräfte in ihre Arbeit ein.

 

Im Gegensatz dazu punkten externe IR-Berater in zwei technologischen Feldern, die für die Investoren-Ansprache immer wichtiger werden. Beim Social-Media-Monitoring stieg der Anteil der Firmen, die sich externer Expertise bedienen, von 24% auf 30%, und beim Einrichten von IR Apps von 28% auf 32%. Diese Entwicklung ist auch ein Indiz dafür, dass sich die Beschäftigten in den IR-Abteilungen sich häufig nicht als ausreichend kompetent sehen, um bei den digitalen Kommunikationskanäle den besten Output für die eigene Arbeit zu erzielen.

 

Die Studienergebnisse geben auch deutlich zu erkennen, dass der Großteil der externen IR-Budgets für administrative Aufgaben verwendet wird, die aufgrund des großen zeitlichen Aufwands ausgelagert werden. Neben Kostengründen greifen Unternehmen auch aus organisatorischen Motiven auf externe Dienstleister zurück. Webcasts und Conference-Call-Service zählen zu den Basics, die ausgelagert werden. Strategische Fragen und digitale Kommunikationskanäle stehen dagegen ganz oben auf der Agenda für den Fall, dass in Zukunft mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. 33% der Befragten würden dann Perception Studies in Auftrag geben, 30% mehr in das Social Media Monitoring und in IR Apps sowie 29% mehr in das Investor Targeting investieren.

 

Die Größe der Firmen spielt interessanterweise keine Rolle bei dieser Priorisierung. Generell ist bei größeren Unternehmen die Bereitschaft aber größer, Perception Studies durchführen zu lassen. 25% der niedrig kapitalisierten Firmen greifen dafür bei der Durchführung von Roadshows auf externe IR-Dienstleister zurück. Bei den Large Caps sind es ganze 7%. Zu beobachten ist dabei, dass die Rolle von Brokern bei Events wie Roadshows an Bedeutung verloren haben. „Als auf vor mehr als sieben Jahren mit der IR-Arbeit begann, hatten wir noch Broker, die im Anschluss an Konferenzen das Feedback der Investoren auf unsere Termine und Präsentationen einholten“, erläutert Irina Zhurba, Head IR bei Mister Spex, einem Small Cap aus Berlin. Für die eigene Arbeit bedeute das einen Mehraufwand nach Investoren-Events, weil das Feedback auf solche Events einen wichtigen Input für die Präsentation der Equity Story sei.

 

Nach welchen Kriterien rekrutieren IR-Teams ihre externen Partner? Mit 56% ist die Reputation der Spezialisten der mit Abstand wichtigste Faktor. Bei 88% der Firmen zählt sie zu den Top3 der Auswahlkriterien. Kosteneffizienz wird von weiteren 21% an erster Stelle genannt. Zwei weitere Top-Kriterien sind die Compliance mit der eigenen Firmenpolitik und ein Track Record am Markt für IR und Finanzkommunikation.

 

Für die Planungen des externen IR-Budgets ist der Vorstand verantwortlich. Bei den größeren Unternehmen und internationalen Konzernen berichtet die IR-Abteilung direkt an den Finanzvorstand. Anders ist das Bild bei den Small Caps. Dort geht die Berichtslinie – einschließlich der Budgetplanung für externer IR-Dienstleister – direkt zum CEO.

 

Kleinere Firmen stehen bei der Kooperation mit externen IR-Partnern vor einem größeren Spagat als Large oder Mid Caps. Sie müssen die Routine-Aufgaben in der IR-Arbeit wie Websites und das Organisieren von HVs ebenso schultern wie die Herausforderung, sich im Rahmen des IR-Marketing neue Investorengruppen zu erschließen. Externe IR-Agenturen bringen hier den Vorteil ein, dass sie über Kontakte zu verschiedenen Zielgruppen verfügen, angefangen von Spezialfonds über Vermögensverwalter bis zu Family Offices.