Pre-Close-Calls – Aufsicht schaut nun genauer hin

Pre-Close-Calls – Aufsicht schaut nun genauer hin

 

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) prüft derzeit private Gespräche zwischen Aktienfirmen, Analysten und Investoren genauer, um potenzielle Informationsvorteile zu untersuchen, so das Fachmagazin Institutional Money. Diese Gespräche, die in kleiner Runde stattfinden und als Pre-Close-Calls bekannt sind, sollen Analysten auf bevorstehende Ergebnisse vorbereiten, könnten jedoch zu einer ungleichen Informationsverteilung führen.

 

 

 

Ein Beispiel, das die Bedenken unterstreicht, ereignete sich laut Institutional Money im April, als die Aktien von Continental ohne erkennbaren Grund fielen, obwohl das Unternehmen keine neuen Informationen veröffentlicht hatte. Dieses Muster deutet laut Experten darauf hin, dass bestimmte Händler im Voraus informiert waren. Solche privaten Gespräche sind in Deutschland Tradition und weit verbreitet.

Unternehmen hingegen betonen, keine neuen Informationen während dieser Gespräche preiszugeben. Es gibt jedoch Bedenken, dass einige Marktteilnehmer durch diese Praktiken Zugang zu handelsrelevanten Neuigkeiten haben könnten, bevor sie öffentlich bekannt gegeben werden. Einige Investoren fordern daher eine Änderung dieser Praxis.

Fair-Disclosure-Verordnung in den USA
In den USA hingegen wurde bereits vor fast 25 Jahren die früher übliche Praxis, dass Unternehmen spezielle Briefings an Brokerfirmen geben, abgeschafft. Die Börsenaufsichtsbehörde SEC führte die Fair-Disclosure-Verordnung ein, die es Unternehmen untersagte, Informationen an einige Anleger weiterzugeben und anderen vorzuenthalten.

In Europa wächst die langjährige Frustration über diese Praxis nun wieder in einem volatileren Umfeld. Die ESMA, die oberste Wertpapieraufsichtsbehörde der Europäischen Union jedoch erklärt, die Marktaufsicht und die Analyse spezifischer Volatilitätsepisoden falle in die Zuständigkeit der nationalen Behörden.

Analysten und Fondsmanager kritisieren diese Praxis des Pre-Close-Calls als unfair und argumentieren, dass diejenigen, die Zugang zu den ersten Informationen haben, einen unfairen Vorteil haben könnten.

Einige Unternehmen wie Volkswagen versuchen, transparenter zu sein, indem sie diese Gespräche nach Börsenschluss abhalten, um den Teilnehmern genügend Zeit zur Informationsverarbeitung zu geben. Andere, wie Porsche, laden sowohl Investoren als auch Analysten zu ihren Gesprächen ein, um die Informationsasymmetrie zu verringern.

Insgesamt wirft die Praxis der Pre-Close-Calls, bei denen bestimmte Analysten bevorzugten Zugang zu Informationen erhalten, wichtige Fragen auf. Die Bafin und andere Interessengruppen setzen sich für mehr Transparenz ein, um das Vertrauen in die Marktintegrität zu stärken und sicherzustellen, dass alle Investoren gleichberechtigten Zugang zu Informationen haben.